BrancheCannabisMedizinisches CannabisPolitikUmfrage zur Cannabis-Legalisierung

20. November 2019

Insgesamt unterstützen 84,1 % der Deutschen die Legalisierung von Cannabis zu einem gewissen Grad: entweder für Freizeitzwecke oder für den medizinischen Einsatz. Männer sprechen sich eher für die Legalisierung aus als Frauen und Eltern eher als kinderlose Menschen. Diese und viele weitere spannende Ergebnisse zeigt die bisher größte repräsentative Umfrage zum Thema Cannabis in Deutschland.

Größte Umfrage zur Cannabis-Legalisierung

Das Unternehmen VAAY hat Ende 2019 eine Meinungsumfrage zur Cannabis-Legalisierung in Auftrag gegeben – die bisher größte repräsentative Umfrage zum Thema Cannabis in Deutschland. 12.000 Menschen haben daran teilgenommen.

Bereits im Dezember letzten Jahres hat Leafly.de die wichtigsten Zahlen der Meinungsumfrage vorgestellt, die vom Civey Institut für repräsentative Meinungsforschung erhoben wurden. Inzwischen liegen aber umfangreichere Daten und Auswertungen vor.

Die Umfrage wurde laut VAAY entwickelt, um die Vielfalt der Meinungen über die Legalisierung von Cannabis in Deutschland auf Grundlage einer Reihe von demografischen Daten zu messen. Die Befragten wurden nach ihrem Bundesland kategorisiert, gefolgt von ihrer Wahlabsicht zur Bundestagswahl. Die Ergebnisse wurden um Analysen zu Alter, Familienstand, Beschäftigungsgrad, Geschlecht und möglichen Kindern ergänzt.

“Insgesamt ist das Ergebnis die größte repräsentative Umfrage zur Legalisierung von Cannabis in Deutschland, die ein klareres Bild der aktuellen öffentlichen Meinung zu diesem Thema vermittelt”, so VAAY.

84 % für Legalisierung für Freizeit oder Medizin

84,1 % der Deutschen unterstützen die Legalisierung von Cannabis bis zu einem gewissen Grad:

  • 42,1 % unterstützen die vollständige Legalisierung, Besteuerung und Regulierung für den Freizeitgebrauch

  • 42,0 % unterstützen mindestens die derzeitig gültige Legalisierung für medizinische Zwecke

  • nur 9 % der Befragten glauben, dass Cannabis vollständig illegal sein sollte

Verteilung nach Bundesländern

Alle Bundesländer in Deutschland sprechen sich bis zu einem gewissen Grad für die Cannabis-Legalisierung aus. Das bedeutet, die Mehrheit der Bevölkerung ist entweder für eine rein medizinische Freigabe oder für die komplette Legalisierung.

Heraus sticht der Stadtstaat Berlin. Hier sprechen sich laut der Umfrage 49,7 % für eine vollständige Legalisierung aus – was einer absoluten Mehrheit schon sehr nahe kommt. Danach folgen Hamburg und Schleswig-Holstein.

Generell zeichnet sich ab: Im Norden und Westen Deutschlands unterstützen zwischen 42 und 46 Prozent eine generelle Legalisierung, in der Mitte und dem Osten Deutschlands bevorzugen die Menschen nur die Freigabe für medizinische Zwecke. Insgesamt befürworten mindestens 75 % der Befragten in jedem Bundesland die Legalisierung von Cannabis für den medizinischen oder Freizeitgebrauch.

Weniger als 10 % für Kriminalisierung

Im Durchschnitt sagen weniger als zehn Prozent der Befragten, dass Cannabiskonsum und -besitz kriminalisiert sein sollte, unabhängig vom Bundesland.

Die meisten Befürworter der Kriminalisierung gibt es in Sachsen-Anhalt mit 16 %. Der niedrigste Anteil der Unterstützung dieser Aussage – und das mag manchen erstaunen – liegt mit 6,9 % in Bayern.

Die Verteilung der Sitze im Bundesrat richtet sich nach der Bevölkerung im jeweiligen Bundesland. Wenn diese Aufteilung mit den Umfrageergebnissen verglichen wird, fällt auf, dass die Bundesländer, in denen der größte Anteil der Befragten die Legalisierung von Cannabis unterstützt, eine Mehrheit der Sitze im Bundesrat besitzt (35 von 69 Sitzen).

Umfrage: Wahlverhalten und Cannabis-Legalisierung

Das Umfrageinstitut hat die Teilnehmenden auch dazu befragt, bei welcher Partei sie voraussichtlich bei der nächsten Bundestagswahl ihr Häkchen machen werden. Teilweise zeigen sich hier große Unterschiede.

Die interviewten Menschen, die die Grünen (58,0 %) wählen werden oder Die Linke (56,6 %), sind mehrheitlich für eine vollständige Cannabis-Legalisierung mit Regulierung und Besteuerung. 91 % der Grünen-Anhänger sprechen sich entweder für die Freigabe als Medizin oder die komplette Legalisierung aus. Das ist der höchste Anteil insgesamt bei allen Parteien.

Bei den Anhängern der SPD unterstützen 46 % eine komplette Legalisierung. Bei den Wechselwählern oder den Anhängern anderer Parteien sind es sogar 57,3 %.

Unions-Anhänger unterstützen aktuelle Cannabispolitik

Die Mehrheit derjenigen, die beabsichtigen, für die CDU/CSU zu stimmen, bestätigen den aktuellen Stand der Cannabis-Legalisierung für medizinische Zwecke (52,9 %). Die Union ist auch die Partei mit der größten Unterstützung der Legalisierung für medizinische Zwecke bei gleichzeitiger Ablehnung der vollständigen Legalisierung (27,5 %). Das heißt, die Menschen, die CDU/CSU wählen, sprechen sich auch für den derzeitigen Status quo in Sachen Cannabispolitik aus.

Die Personen, die beabsichtigen die AfD zu wählen, stellen mit 16,8 % den größten Anteil an Fürsprechern der Kriminalisierung von Cannabis. Danach folgen die Anhänger von FDP (12,8 %) und den Christdemokraten (10,9 %).

75 % für Cannabis als Medizin

Insgesamt befürworten Wähler, unabhängig von ihrer Wahlabsicht, zumindest die Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke mit über 75 % Zustimmung. Befragte, welche beabsichtigen die Grünen zu wählen, haben hier mit 91 % den höchsten Anteil.

Umfrage: Meinung nach demografischen Daten

Die Cannabis-Umfrage hat auch demografische Daten der Befragten erhoben. Dabei zeigen sich interessante Ergebnisse: beispielsweise, dass Männer eher eine vollständige, geregelte Legalisierung unterstützen.

Junge mehrheitlich für Cannabis-Legalisierung

Die Umfrage zeigt, dass es bei Teilnehmern unter 40 Jahren eine klare absolute Mehrheit für die vollständige Legalisierung, Regulierung und Besteuerung gibt (53.0 % zwischen 30-39 Jahren und 65.3 % unter 30 Jahren). Dazu passt auch das Ergebnis, dass sich die Studenten mit 72,1 % für eine vollständige Legalisierung aussprechen.

In der Bevölkerungsgruppe unter 50 Jahren gibt es insgesamt eine Mehrheit von gut 50 %, die sich für eine vollständige Legalisierung ausspricht.

Mit zunehmenden Alter nimmt diese Zustimmung allerdings ab. Dennoch gibt es auch in der Altersgruppe ab 65 Jahren eine hohe Resonanz (56,1 %) für die Freigabe von Cannabis für den medizinischen Gebrauch.

Männer eher pro Cannabis-Legalisierung

Männer sprechen sich eher für eine Freigabe zu Freizeitzwecken aus als Frauen. Fast die Hälfte der männlichen Umfrageteilnehmer (48,7 %) unterstützt die vollständige Legalisierung von Cannabis mit Regulierung und Besteuerung. Nur 33,9 % der Männer befürworten dagegen die derzeitige, striktere Rechtslage von Cannabis auf ärztliche Verordnung.

Bei den befragten Frauen unterstützen nur 35,9 % die vollständige Legalisierung. Dafür sprechen sich weniger Frauen für die Kriminalisierung von Cannabis aus – nämlich nur 7,7 %. Bei den Männern sind es 10,4 %.

Wie beurteilen Eltern das Thema?

Für Eltern ist Cannabis ein wichtiges Thema – nicht nur bezogen auf die eigene Person, sondern auch auf ihre Kinder. Wie stehen also Menschen zur Cannabispolitik, wenn es auch um den Nachwuchs geht?

Das interessante Ergebnis der Umfrage: Eltern sehen Cannabis insgesamt positiv. Während 44,1 % dieser Bevölkerungsgruppe die Legalisierung, Regulierung und Besteuerung von Cannabis unterstützt, sind es im Vergleich dazu nur 41,1 % bei den Kinderlosen.

Allerdings sprechen sich in der Gruppe der Eltern auch 10,1 % für die Kriminalisierung aus. Bei den Erwachsenen ohne Kinder sind es nur 8,4 %. Darüber hinaus unterstützen doppelt so viele Eltern wie Nicht-Eltern die Illegalität von Cannabis gekoppelt mit Straflosigkeit (7,0 %). Im Vergleich dazu sind es bei den kinderlosen Personen nur 3,3 %.

Zur Umfrage

Diese Cannabis-Umfrage wurde über Civey durchgeführt, eine externe Meinungsumfrageplattform mit maschineller Lerntechnologie. Dabei wird ein Online-Umfrage-Netzwerk von mehr als 25.000 Webseiten genutzt, um rund um die Uhr die Meinung der Nutzer einzuholen.

Civey hat ein Verfahren entwickelt, das mögliche Verzerrungen kompensiert. Die Antworten der Umfrage wurden überprüft, um festzustellen, ob der Benutzer eine echte Person ist, ausreichend Informationen liefert und die Antworten wahrheitsgemäß sind. Eine quotierte Stichprobe wird auf der Grundlage von Variablen wie Alter, Geschlecht, Wahlabsicht zur Bundestagswahl, Zeit und Ort der Abstimmung gezogen. Damit soll sichergestellt werden, dass eine Mindestanzahl von Befragten aus jeder Bevölkerungsgruppe berücksichtigt wurde.

Schließlich werden die Stimmen in der Stichprobe nach anderen soziodemografischen Gesichtspunkten wie Alter, Geschlecht, Familienstand, Bevölkerungsdichte, Kaufkraft und Parteipräferenz neu gewichtet, um verbleibende Verzerrungen zu korrigieren. Die Gewichtung der Daten erfolgt schließlich auf Basis der offiziellen Bevölkerungsdaten, die vom Statistischen Bundesamt oder dem Bundeswahlleiter bezogen werden.

Hier geht es zu der Umfrage.

Quelle: https://vaay.com

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